Wer bin ich eigentlich?

Und wenn ja, wie viele?

1982 - 2020.............. Viel ist geschehen, seit ich ´84 mit knapp 2 Jahren, leicht grimmig guckend durch die Welt gestolpert bin. Ein bisschen was davon möchte ich hier erzählen...

Okay, da unten steht jetzt ein echt langer Text… Obwohl ich doch eigentlich ne Kurzfassung schreiben wollte. Da ist wohl wieder mal die Sabbelstrippe mit mir durchgegangen! Ich versuche es trotzdem noch mal GANZ kurz… Will ja nicht jeder so einen Roman lesen, nä?!

Ich heiße Tina (ohne MAR-, ohne CHRIST-, ohne BETT) Härtel, bin ´82 geboren, also zum Zeitpunkt, wo ich das hier tippe, 37, lebe in Osterholz-Scharmbeck, bin zum zweiten Mal glücklich geschieden und habe den tollsten Sohn der Welt. Ich bin ausgebildete Sängerin, bin absolut käuflich (… also, meine Stimme. Alles andere ist Verhandlungssache…;-P ) und ich hab schon verdammt viel erlebt…

Und hier die etwas ausführlichere Version...

Wie die meisten Menschen wurde ich geboren. In Lübeck. 1982. Im November. Saukalt war’s. Da erkannte ich, dass ich meine Emotionen sehr gut und vor allem LAUT durch meine Stimme ausdrücken konnte und… naja… so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Schon im Kindergarten „erfreute“ ich meine Mitmenschen lauthals mit meinen englischen Lieblingsliedern. Meistens von David Hasselhoff. Fand ich den toll. Ich konnte aber kein englisch, weshalb aus einem seiner größten Hits eine ganz eigene textliche Version entstand. Sie hieß „Appi lucki fo friidumm“. Tja, schon damals konnte jeder mein großes Talent zum kreativen Texten erkennen.

Später, auf dem Gymnasium, war man da schon kritischer, was die klassischen musikalischen Vorgaben anging. Ich landete nämlich auf dem Johanneum zu Lübeck (da war auch der Willy Brandt, das hat mir aber auch nichts genützt), einem Gymnasium mit Musikzweig in der Lübecker Altstadt. Mit Musik als Hauptfach war mir schnell klar, dass das mein Weg sein würde. Über ein paar kleine Umwege in Form einer Klarinette (die nie meine Freundin wurde), begann ich in dieser Zeit schließlich meine klassische Gesangsausbildung mit dem Ziel, mein liebstes Hobby zum Beruf zu machen. Also begann die Vorbereitung für das Studium zur Musiklehrerin. Ich sang in allen Chören der Schule und schaffte es sogar in den Landesjugendchor Schleswig-Holstein. Ich sang in Operetten und Musical Produktionen, verbrachte jede freie Minute im Stadttheater als Praktikantin in vielen Abteilungen, bis hin zur Dramaturgie und zu Regiehospitanzen und übernahm sogar für eine Zeit ein Schul-Theater-Projekt. Es schien alles perfekt.  

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Was soll ich sagen? Erstens kommt es anders und zweitens… naja, Sie wissen schon. Das garstige Schicksal hatte anderes mit mir vor und zog, mit Hilfe eines saublöden Unfalls, einen dicken Strich durch meine Pläne und Vorbereitungen, denn dieser hatte zur Folge, dass ich laaaaange nicht zur Schule konnte…

Um es kurz zu machen: Kein Abi. Kein Lehramt Studium. Kein Traumjob. Zweiter Bildungsweg? Och nöööööö. Jetzt hab ich auch keine Lust mehr…

Gut, dachte ich, dann kannste auch einfach Geld verdienen was „vernünftiges“ lernen. Mutti freute sich riesig, als ich dann scheinbar in Ihre Fußstapfen trat und eine Lehre als Bankkauffrau begann. Und wieder abbrach. Dasselbe wiederholte ich dann zur Sicherheit noch mal als Hotelfachfrau. So. Nun stand ich da mit offenem Haar. Nur Fach-Abi, keine Ausbildung und Mutti sauer.

Ich tat also letztendlich das, was ich immer wollte: Ich begann wieder zu singen und führte endlich meinen langersehnten Weg zur brotlosen Kunst fort. Halleluja. Ist ja erstmal besser, als nüscht. Unzählige „Zufälle“ (also, ich glaube ja nicht an Zufälle – Es fällt einem immer ZU, was FÄLLIG ist) brachten mich zu großartigen Gesangslehrern und Vocalcoaches, die mich nun auch an andere Stilrichtungen heran führten, wie Swing, Jazz und meine geliebten Chansons. Mit der klassischen Gesangsausbildung als Basis, konnte ich so richtig aus dem Vollen schöpfen.

Plötzlich fand ich mich in einem wunderschönen kleinen Volkstheater wieder und übernahm erst kleinere, dann immer größere und schließlich sogar Hauptrollen in Stücken, wie „Das Höhrrohr“, „Hossa – Oder, als Robert Lembke nicht kam“, „Die Eule und das Kätzchen“, „Mensch sein muss der Mensch“ und auch in vielen verschiedenen Revuen und Shows. 5 Jahre durfte ich dort fest im Ensemble spielen. Das war eine unglaublich tolle, anstrengende, lehrreiche und verrückte Zeit…

Irgendwann zog mich mein Freiheitsdrang dann aber auch wieder von der Theaterbühne hinaus in die große, bunte Welt und ich begann meine ersten Bühnenprogramme zu basteln. Ich stand neben einem dunkelgrünen Bechstein Flügel, an dem ein entzückender Musikstudent saß (das war aber auch ein hübscher Bengel, Himmel noch eins!) und sang Lieder von Zarrrrah Leanderrrr, Lale Andersen, Edith Piaf und all diesen unvergessenen Ikonen einer anderen Welt. Natürlich auch von meiner hoch verehrten Marlene Dietrich… 

Apropos Marlene Dietrich! Ich sang nicht irgendwo! Nein! Ich sang im „Blauen Engel“. Seinerzeit hieß das verruchte Etablissement in der Lübecker Clemensstraße (die auch „Kachelallee“ genannt wurde und das Zentrum des Rotlichtviertels war) noch Weißer bzw Goldener Engel, bevor er dann irgendwann „Blau“ wurde. Und genau hier saß seinerzeit der gute Heinrich Mann (sicherlich nur zu Recherchezwecken! 😉 ) und schrieb seinen Roman „Professor Unrath“, der später als „Der blaue Engel“ verfilmt wurde… Mit dem legendären Debüt von Marlene Dietrich. Ick kann Ihn sa´ en, dit wa´ n Jefühl, mein lieber Scholli!

Das müssen auch meine Zuschauer und Zuhörer gemerkt haben, denn ich wurde von dort aus prompt von einem Productmanager (dt.: Mitarbeiter) der Firma ROLAND (elektronische Musikinstrumente) für die … Achtung, Trommelwirbel… Internationale Musikmesse in Frankfurt engagiert! 

Ich hatte keine Ahnung, was das war.

Auch hier fasse ich mich kurz: Das ist eine gigantische Messe, auf der ganz viele Musikfreaks, Menschen aus aller Welt und die besten Musiker zusammen kommen und die neuesten Produkte usw vorstellen… Und ich plötzlich mitten drin. Der totale Eindrucks- und Emotions-Overkill. Ich sang tatsächlich auf dem großen Messestand von ROLAND und stellte, zusammen mit anderen Musikern Instrumente und neue Funktionen vor… 

Nach dem obligatorischen Höhenflug, den wohl jede junge Musikerin ereilt, wenn sie von Null auf Hundert in die große, weite Musikwelt geschmissen und von vielen kleinen Japanern für eine Woche auf einen Thron gesetzt wird, zog ich mit einigen Kollegen eine Eventmanagement und Entertainment Firma auf und wir organisierten erfolgreich viele Shows, Produktionen auf der Freilichtbühne in Lübeck und Theaterstücke unterschiedlichster Art.

Allerdings zog es mich dann nach Bremen – klar, der Liebe hinterher! 😉 – und ZACK! hatte das Schicksal mal wieder Lust, mein Leben von der Schaukel zu schubsen und ich wurde schwanger. Also erstmal Babypause. Und Musikpause. Denn mit einem Baby ist es nicht ganz so leicht, mal eben 200km weit nach Lübeck zu Veranstaltungen zu juckeln.

Irgendwann war aber auch Junior aus dem Gröbsten (und GOTT SEI DANK auch endlich aus den Windeln!) raus und ich dachte, ich probiere es mal mit nem Casting. Zufällig wurde gerade eins in einer Bremer Shopping-Mall veranstaltet. Also, was soll’s? Mich kennt hier niemand. Wenn ich es vergeige, ist es morgen schon vergessen. Wenn ich gewinne, gibt’s  einen Plattenvertrag. Aber mal ehrlich, da werden bestimmt auch noch andere verdammt gute Leute sein… Ach was, ich mach das einfach nur aus Spaß und probiere mal was aus.

Ich ging dann doch tatsächlich mit meinem ersten Plattenvertrag nach Hause. Bäääähm. So kann’s gehen!

Zwei hochinteressante und lehrreiche Jahre lang, sang ich dann Schlager. Oh mann, da könnte ich jetzt gaaaaaanz viele Geschichten erzählen, aber das würde den Rahmen endgültig sprengen. Sagen wir es mal so, das ist schon eine ganz besondere Branche…

 

Fakt ist, ich singe auch heute gern noch gelegentlich mal die schönen, alten Schlager, aber letztendlich hängt mein Herz an den Chansons, an Liedern über deren Texte man gedanklich stolpert, an meinen selbst geschriebenen Geschichten. Ich habe meinen großartigen Pianisten, Jens Buntemeyer, an meiner Seite, wir sind zusammen kreativ und haben schon so viele Veranstaltungen und Shows zusammen gespielt, dass wir uns schon fast in und auswendig kennen. Allerdings muss ich aufpassen, dass ich den guten Jens noch mal hier und da ein bisschen in den Wahnsinn treibe, damit es nicht langweilig wird… Trotzdem haben wir uns aber immer wieder lieb! … Nicht wahr, Jens, mein kleiner „Tastentoni“?! 😉

Die Musik ist mein Zuhause. Die Zuschauer sind meine Freunde. Was ich tue und singe, ist echt. Das bin ich. Mit jeder Faser meines Körpers.

Für euch zu singen, ist alles, was ich will.